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Blick zurück, Blick nach vorn

Dr. Christian Pychlau war seit 1996 geschäftsführender Gesellschafter bei PTW. Zum Abschied blickt er auf seine Zeit bei dem Medizintechnik-Unternehmen zurück, richtet den Blick aber auch in die Zukunft.

Nach 30 Jahren PTW gebe ich den Stab als Geschäftsführer weiter. Ich bin sehr dankbar, dass ich 2022 noch das 100jährige Firmenjubiläum mitgefeiert habe. Dabei hat die PTW eines bewiesen: Mit 800 Leuten lässt sich ein Familienfest feiern und ein unvergessliches dazu!

Die vergangenen 30 Jahre waren für mich eine spannende wie herausfordernde Zeit. Als ich 1992 in das Unternehmen eintrat, war PTW im Grunde eine Firma in Deutschland für Deutschland. 80 % unserer Produkte haben wir damals in Deutschland verkauft. Heute verkaufen wir über 80 % außerhalb Deutschlands und richten uns am Weltmarkt aus. Ich erinnere mich noch gut, wie wir 1995 unsere erste Tochterfirma in den USA gegründet haben. Mit der schönen Adresse: PTW New York, Park Avenue. Leider war es nicht die Park Avenue. Inzwischen zählt die PTW-Familie über 400 Mitarbeiter an zwölf Standorten und liefert High-Tech-Dosimetrie in über 160 Länder weltweit. Die Internationalisierung der PTW hatte immer auch eine menschliche Komponente. In unseren Tochterunternehmen, die wir nach und nach über den Globus verteilt gegründet haben, sind oft Personen tätig, mit denen wir zuvor schon eng zusammengearbeitet hatten. Das sind für mich die schönsten Erfolgsgeschichten, nämlich die mit Menschen.

Dr. Christian Pychlau war seit 1996 geschäftsführender Gesellschafter von PTW. Ende Januar ist er in den Ruhestand getreten.

Doch nicht nur die PTW, auch die Arbeitswelt der Medizinphysik hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Die Regulierungen sind strenger geworden und machen es schwieriger, neue Ideen und Erkenntnisse in der Praxis umzusetzen. Noch bis in die 1990er Jahre hat PTW Sondergeräte nach Kundenwunsch gefertigt. Solche „Off Label“-Anwendungen sind inzwischen fast undenkbar. Für die Zukunft hoffe ich, dass sich Medizinphysiker und Medizinphysikexperten trotz dieser Herausforderungen nicht entmutigen lassen und weiterhin an visionären Ideen arbeiten – denn das macht die Medizinphysik aus.

Und da ist noch ein Wort, das ich schon von Anfang an mit PTW in Verbindung bringe – Familie. Zum einen, weil ich das Unternehmen PTW immer als eine große Familie verstanden und wahrgenommen habe. Das ist Teil unserer Unternehmenskultur, unserer DNA. Menschen mit unterschiedlichen Stärken und Kenntnissen haben ein gemeinsames Ziel im Blick, teilen ihr Wissen miteinander und unterstützen sich gegenseitig. Wie in einer Familie. Andererseits bin ich seit meiner Kindheit eng mit PTW verbunden. Ich bin im Haus direkt hinter dem Firmengelände groß geworden. Als mein Großvater Geschäftsführer war, spielte ich oft auf dem Gelände und habe mir aus den Metallabfällen, die in einer großen Kiste gelagert wurden, die tollsten Spielzeuge gebaut. So hat meine Geschichte bei PTW angefangen, lange bevor ich die PTW in dritter Generation leiten durfte – nach meinem Großvater und meinem Vater.

Den Erfindergeist sehe ich auch bei PTW. Selbst wenn eine Aufgabe noch so kompliziert oder unlösbar schien – gemeinsam haben wir es immer wieder geschafft. Da kommt mir sofort unser erstes Linear-Array in den Sinn. Wir suchten damals nach einer Lösung, um die Dosis bei Einsatz von virtuellen Keilfiltern präzise zu messen. Ein Entwickler kam mit seiner Idee, ein Array zu entwickeln, auf meinen Vater zu, einem Physiker, der damals Geschäftsführer war. Der war skeptisch und meinte, dass die Idee aus physikalischen Gründen nicht funktionieren könne. Doch davon ließ sich der Entwickler nicht entmutigen. Wir haben dieses Linear-Array dann auch gebaut, es hat funktioniert, und wir haben es über viele Jahre mit großem Erfolg verkauft. Dieses Beispiel zeigt, mit welcher Leidenschaft bei PTW nach Lösungen gesucht wurde und wird. Das zeichnet die PTW bis heute aus. Wenn ich eine Devise für PTW aufstelle sollte, dann wäre das: Weiter so! Vorsichtig, aber auch beherzt. Es gehört Mut dazu, Verantwortung in einem Unternehmen zu übernehmen und immer wieder neue Wege zu beschreiten. Und das trifft nicht nur auf die Geschäftsführung zu, sondern auf jeden Einzelnen im Team. Diese Firmenkultur habe ich bei PTW immer wieder erleben dürfen – und ich bin sicher, dass das auch in Zukunft so bleiben wird.

Ihr

Christian Pychlau

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